Es ist ein Geschäft mit der Einsamkeit: Wer auf die scheinbar persönliche SMS "Hallo Schatz, hast du gut geschlafen?" antwortet, ist gleich 1,99 Euro los. Hinter vermeintlichen Traumpartnern verbergen sich häufig professionelle Chatter, die nur eines wollen: ihren Opfern mit verlockenden SMS-Botschaften das Geld aus der Tasche ziehen. Dabei kann sich jeder vor den Tricks der SMS-Abzocker schützen.
Die Masche ist immer dieselbe: Ein Single meldet sich auf eine Anzeige im Internet oder in der Zeitung bei einem Flirtpartner. Beide kommunizieren per SMS. Im Fall von Patricia de Luca war der Traummann ein vermeintlicher Arzt, mit dem sie täglich Liebesgeflüster per Mobiltelefon austauschte. "Ich war wirklich verliebt", gesteht der Dauersingle. Das böse Erwachen kam erst mit der Handyrechnung: Für 2500 Euro hatte Patricia de Luca mit einem Profi-Chatter gesimst. Hinter "Dr. Hansen" steckte kein Arzt, noch nicht einmal ein Mann. ZDF.reporter deckte auf: Eine Frau entlockte de Luca die teuren Liebesantworten.
Die betrügerischen Flirtlines arbeiten alle nach dem gleichen Prinzip. Hinter den attraktiven Anzeigenfotos verbergen sich keine realen Personen, sondern Profi-Chatter. Ihr Job: die Kunden zu möglichst vielen SMS zu animieren. Und das geht relativ einfach: Sie stellen viele offenen Fragen, wie: "Wie siehst Du aus? Beschreib Dich doch mal", und fordern so immer wieder teure Antworten ein. Manchmal stecken sogar mehrere Chatter hinter einem vermeintlichen Flirtpartner, die sich unter einander absprechen, um mit immer neuen Fragen den Kontakt zu den Opfern zu halten.
Eine weitere Masche: Scheinbar freundschaftliche Spontan-SMS, die fast jeder schon mal so oder so ähnlich auf seinem Handy gefunden hat: "Hallo, hier ist Martina. Wir haben uns lang nicht mehr gesehen. Wie geht es Dir?" Wer hier antwortet, obwohl er sich eigentlich an keine Martina erinnern kann, ist schnell 1,99 Euro los.
Hinter diesen „Premium-SMS" verbergen sich teure fünfstellige Rufnummern. Eine SMS an eine solche Nummer kostet meist zwischen 1,99 und fünf Euro. Der Schaden kann groß werden: In Kiel stehen zurzeit drei mutmaßliche Betrüger vor Gericht. Sie sollen rund 700.000 ahnungslose Handy-Nutzer als Kunden eines SMS-Flirts gewonnen haben. Der dadurch entstandene Schaden soll sich auf etwa 46 Millionen Euro belaufen. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
Tatvorwurf „Betrug" bestätigt:
Mittlerweile hat das Amtsgericht Flensburg in einem rechtskräftigen Urteil bestätigt, das Professionelle Flirt-SMS-Chats „Betrug" sind, da es letztlich nur darum geht, gutgläubige Kunden" zu Täuschen. Ob das Kieler Landgericht die Sache genauso sieht, ist noch abzuwarten.
Mitlerweile gibt es, nach dem Urteil des Amtsgerichts Kiel gegen eine "SMS-Chat-Animateurin", ein weiteres Urteil zu bzgl. solchen Fällen. Der Betreiber eines solchen "SMS-Flirt-Dienst" wurde zu einer Haftstrafe verurteilt:
SMS-Betrug: Zweieinhalb Jahre Haft für Flirtline-Betreiber
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